Beliebte Posts

Montag, 11. Mai 2015

Azoren - das unbekannte Paradies

Wer hat schonmal etwas von Portugal gehört? Jeder.
Wer hat schonmal etwas von den Azoren gehört? So gut wie niemand.

Auf halbem Weg zwischen Portugal und Amerika, mitten im Atlantik, liegen die Azoren - eine Inselgruppe, bestehend aus 9 Vulkaninseln. Flores, Graciosa, Faial, Pico, Saõ Jorge, Santa Maria, Terceira, Corvo und die Hauptinsel, Saõ Miguel.

www.bewusster-reisen.de
Ich war bereits drei Mal auf den Azoren - auf den Inseln Saõ Miguel, Faial, Pico und Terceira (auch wenn der Abstecher auf Terceira eher unfreiwillig passierte - aber dazu später mehr). Jeder Urlaub war anders und auf eigene Art und Weise etwas ganz Besonderes.
Für mich sind die Azoren ein kleines Paradies.
Wunderschöne Lanschaft, unglaublich freundliche und hilfsbereite Menschen, Wale, Delfine.

Was soll ich sagen.
Ich habe mein Herz an die Azoren verloren.
Deshalb ist es auch nicht bei einem Urlaub geblieben, und deshalb werde ich auch wiederkommen. Und das, obwohl ich eigentlich lieber ins Warme fahre und Strand, Palmen, Sonne genieße - und es auf den Azoren eher mild, regnerisch und stürmisch ist. Gerade in der Nebensaison (November bis Mai) regnet es viel und oft. Ich war jedes Mal im April dort, weil ich die vielen Touristen im Sommer meiden will.
Und trotzdem - die Azoren haben einen ganz besonderen Charme.

Was ich so an den Azoren liebe:

1. Die Landschaft, die Landschaft, die Landschaft!

Faial an einem sonnigen Tag
Ich kann überhaupt nicht aufhören, von der azorianischen Landschaft zu schwärmen. Wir haben uns jedes Mal ein Auto gemietet und sind oft einfach den ganzen Tag durch die Gegend gefahren.
Aschewüste, entstanden beim Vulkanausbruch 1957

Entlang der Straßen wachsen kilometerlang riesige Hortensien-Hecken. Vulkankrater, schön angelegte Parks und verwunschene Wanderwege sind auf fast allen Inseln zu finden. Durch das wechselhafte Wetter - auf den Azoren kann es gefühlt alle vier Jahreszeiten an einem Tag geben - ist die Insel unglaublich grün. Landschaftlich ähneln sie Irland - Hohe, schroffe Klippen, weite, grüne Felder, raues Meer. Überall auf den Inseln hunderte von Kühen, die auch gerne mal mitten auf der Straße stehen und ganz offensichtlich Spaß daran haben, den Autofahrern den Weg zu versperren. Auf den Azoren liegt auch, auf der gleichnamigen Insel, der Ponta do Pico, der höchste Berg Portugals und einer der höchsten Vulkane Europas.
Obwohl wandern nicht unbedingt zu meinen Hobbys zählt, war ich auf den Azoren auch viel zu Fuß unterwegs, bin auf Berge geklettert, habe Vulkankrater umrundet.


2. Das Meer
Auf Whalewatching-Tour

Ich liebe das Meer! Ganz ehrlich. Ich könnte stundenlang am Strand sitzen und zusehen, wie die meterhohen Wellen sich an den Klippen brechen. Stundenlang Möwen und anderen Vögeln zusehen, wie sie die Meeresoberfläche auf der Jagd nach Fischen durchstoßen. Das Meer auf den Azoren hat etwas unglaublich beruhigendes, auch wenn es eigentlich rau und wild und kalt ist.

3. Die Wale und die Delfine

Ich liebe Wale, und ich liebe Delfine.
Bevor ich das erste Mal auf die Azoren gekommen bin, kannte ich diese Tiere nur aus dem Fernsehen. In meinem ersten Urlaub auf Saõ Miguel konnte ich dann die ersten Delfine beobachten und auch mit ihnen schwimmen, ein unglaubliches Erlebnis!
Großer Tümmler vor der Küste Faials
In den beiden nächsten Urlauben kamen dann die Wale dazu. Es ist unbeschreiblich, wie es sich anfühlt, wenn ein dreißig Meter langer Blauwal direkt neben deinem Boot auftaucht. Wenn ein riesiger Finnwal direkt unter dem Boot entlang taucht, so dicht, dass du ihn anfassen könntest (wenn es erlaubt wäre). Wenn ein Buckelwal ganz in der Nähe aus dem Wasser springt. Wenn ein Pottwal von Delfinen so sehr geärgert wird, dass er beginnt, sich im Wasser zu drehen, um die Delfine zu verscheuchen. Das alles habe ich in den letzten beiden Urlauben dort erlebt, und immer, wenn ich dachte, WOW, besser geht es nicht, dann kam ein Erlebnis, welches das vorherige noch um Längen übertroffen hat. Ein Traum!
Bald veröffentliche ich noch einen Artikel, der sich nur um das Whale-Watching dreht.

4. Die Menschen

Ich habe noch in keinem Land so freundliche Menschen wie auf den Azoren erlebt. Ich habe dort so viele Bekanntschaften gemacht und Freundschaften geschlossen wie noch in keinem anderen Urlaub. Zu Norberto, unserem Skipper, der uns am Ende eines Urlaubes zu sich und seiner Familie nach Hause eingeladen hat. Zu José und Fred, die für Norberto arbeiten und oft auf den Whale-Watching-Ausfahrten dabei waren. Zu Eduarosa, der Vermieterin unseres Ferienhauses, zu ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter. Zu Genuino, dem ersten Portugiesen, der alleine die Welt und Kap Horn umsegelt hat und nun ein Restaurant auf Faial betreibt.
Auch, wenn viele Azoreaner kaum oder nur schlechtes Englisch sprechen, lassen sie es sich nicht nehmen, einem Geschichten zu erzählen - selbst, wenn das Gegenüber kein Portugiesisch versteht! Nicht selten haben wir unsere Vermieterin getroffen und sie hat angefangen, sich stundenlang zu unterhalten, auch, wenn sie als Antwort immer nur "Não entendo", "Ich verstehe Sie nicht" zu hören bekommen hat - dann hat sie nur gelacht, "Sim, sim" (ja ja!) gesagt und weiter erzählt.
Immer mit einem Lächeln im Gesicht.

Sonnenuntergang an der Küste Faials
5. Die Mentalität

"Stress" kennen die Azoreaner nicht. Sie lassen alles ruhig angehen und sind immer gelassen. Es gibt hier keinen Streit, keine Kriminalität. Als wir unseren Mietwagen abgegeben haben, wurde uns gesagt, wir sollen ihn einfach mit steckendem Schlüssel irgendwo
im Hafen abstellen - sie würden ihn schon finden, und klauen würde ihn keiner.
Mein Laptop, den ich eigentlich irgendwo einschließen wollte, haben wir bei einer Whale-Watching-Ausfahrt einfach am Hafen stehen lassen - den nimmt eh keiner mit. Die Häuser werden so gut wie nie abgeschlossen und nachts laufen auch kleine Kinder im Dunkeln durch die Gegend, einfach, weil sie nichts zu befürchten haben.
Und: die Azoreaner feiern gerne. Und laden dazu dann auch gerne mal nette Touristen ein.
An unserem letzten Abend im dritten Urlaub fragte uns Norberto, ob wir nicht zu "einem kleinen Barbecue mit Freunden" kommen möchten. Er hatte zehn Leute eingeladen, und mit ein bisschen Bier und Musik würde es bestimmt lustig werden.
Als wir Abends angekommen sind (er hat uns um "Portugiesische 20 Uhr" eingeladen, das heißt, vor 21 Uhr brauchten wir nicht zu kommen), waren bereits 10 Leute da, und wir dachten schon, jetzt wären wir Deutschen ausgerechnet zu spät - von wegen!
Um 21:30 waren dann bereits 60 Leute anwesend und um 22 Uhr sage und schreibe 300 Leute! Ich habe nachgezählt, weil es einfach so unglaublich war!
Der Grill war übrigens so klein, dass maximal zwei (kleine!) Steaks draufgepasst haben - kein Problem für die Azoreaner, sie haben ja den ganzen Abend Zeit!
Ich liebe diese Mentalität hier, die Ruhe und die Freundlichkeit, wie ich sie bisher noch in keinem anderen Land erlebt habe.

Fotojagd auf Wale und Delfine

Wie ihr seht, für mich sind die Azoren wie ein wahr gewordener Traum. Nicht selten habe ich bereits mit dem Gedanken gespielt, dorthin auszuwandern.
Ich kann jedem, der die Natur liebt, einen Besuch auf den Azoren ans Herz legen - ich bin mir sicher, ihr werdet es lieben!





1 Kommentar: