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Montag, 11. Mai 2015

Whalewatching auf den Azoren

ICH LIEBE WALE. UND ICH LIEBE DELFINE.
Das muss hier erstmal gesagt werden. Seit ich ein kleines Mädchen war träumte ich davon, einmal Wale zu beobachten und einmal Delfine zu sehen - und vielleicht sogar mit ihnen zu schwimmen.
Deswegen haben wir uns 2009 entschieden, zum ersten Mal die Azoren zu besuchen.

"Die Azoren zählen zu den interessantesten und besten Zielen zur Beobachtung von Meeressäugern. Über 20 Walarten und Delfine bekommt man hier zwischen Juni und September zu Gesicht"
www.azoren-online.com

Wir haben es nicht einmal bereut. 2009 verbrachten wir unseren gesamten Urlaub auf Saõ Miguel, der Hauptinsel der Azoren. Direkt am ersten Tag buchten wir eine Whalewatching-Tour für den Nachmittag. Um 14 Uhr saßen wir mit Regenjacke und Schwimmweste in dem motorisierten Schlauchboot und konnten es kaum erwarten, abzulegen.
Nachdem wir rund eine Stunde unterwegs waren, sahen wir sie: die ersten Delfine. Eine Gruppe großer Tümmler schwamm neben uns her und sprangen keinen Meter von uns entfernt aus dem Wasser - ein wunderschönes Erlebnis. Auch die nächsten Tage (wir unternahmen insgesamt 7 Ausfahrten) wurden wir nicht enttäuscht - jedes Mal sahen wir Delfine. Nur Wale bekamen wir in diesem Urlaub leider gar nicht zu Gesicht.
Wieder in Deutschland erfuhren wir dann auch, warum: Zwar sind vor Saõ Miguel auch ab und zu Wale unterwegs, allerdings bei weitem nicht so viele wie vor den Inseln Pico und Faial.
Zwar waren wir unglaublich glücklich darüber, Delfine gesehen zu haben, aber genug hatten wir noch lange nicht - und vor allem wollten wir schließlich auch Wale sehen. So planten wir für 2011 unsere zweite Azoren-Reise - diesmal würden wir eine Woche auf Pico und eine Woche auf Faial verbringen. Bereits im Vorraus schrieben wir einige Whalewatching-Unternehmen an, um auch wirklich das Beste vom Besten auszuwählen - denn eins stand fest: WIR WOLLTEN WALE SEHEN!
Auf Pico entschieden wir uns Espaco Talassa und auf Faial für Norberto Diver.
Für Espaco Talassa entschieden wir uns, weil unser Hotel erstens direkt nebenan lag und zweitens einige der Mitarbeiter deutsch sprachen.
Für Norberto entschieden wir uns, weil er einfach so lieb und persönlich auf unsere Mails antwortete, dass wir uns sicher waren, bei ihm wären wir gut aufgehoben.

Wir starteten unseren Urlaub in Faial und somit mit Norberto.
Gleich nach unserer Ankunft besuchten wir seinen kleinen Laden im Hafen von Horta und fragten gleich, wann es losgehen kann.
Und dann die Enttäuschung: Er sagte uns, es wäre schlechtes Wetter und daher würde er erst in 3 Tagen wieder rausfahren.
Er schien die Enttäuschung in unseren Gesichtern allerdings zu sehen, und nachdem wir mehrmals fragten, ob es denn gar nicht möglich wäre, fragte er, ob wir denn wirklich wettertauglich seien. Natüüüüüüürlich, unsere, zugegeben, leicht überhebliche Antwort - aber wir wollten UNBEDINGT endlich einen Wal sehen!
Daraufhin grinste er und erklärte sich tatsächlich bereit, mit uns eine private Ausfahrt zu machen!
Lustig war vor allem das Telefonat mit seinem "Vigia" (das ist der, der hoch oben auf dem Pico sitzt und von dort aus mit einem kleinen Fernglas Wale sucht - wie bitte sieht er von da etwas??) Carlos:

Norberto: "Hey Carlos, I need a whale!"
Carlos: *Lacht nur ziemlich und will schon wieder auflegen*
Norberto: "No, I'm serious! I need a whale!"
Carlos: "Have you looked outside today? Looks like the world ends..."
"False Killerwhales"
Norberto: "Of course I have, but I NEED A WHALE! I have a cute family here and they wish for one!"
Carlos: "A family? With children?? You REALLY looked outside??"

Norberto konnte dann Carlos letztendlich doch überzeugen, sich an seinen kleinen Arbeitsplatz hoch oben auf dem Pico zu begeben und nach Walen Ausschau zu halten - keine 5 Minuten klingelte wieder das Telefon, und er hatte tatsächlich einen gesichtet.

Wir machten uns also auf den Weg, in voller Montur: Regenhosen, Regenjacken, Schwimmwesten, Neoprenschuhen.
Nach rund einer halben Stunde Fahrt und mehreren Wellen, die uns durchnässten als wäre die extra gekaufte Regenkleidung gar nicht existent, sahen wir ihn: unseren ersten Wal!!!
Zugegeben, es war so wellig (teilweise 5 Meter hohe Wellen - und 5 Meter Wellental dahinter), dass wir ihn immer nur mal gaaanz kurz erahnen konnten, aber er war da.
Delfine vor der Küste Faials
Noch aufregender als die Walsichtung war allerdings die Rückfahrt: Dachten wir bisher noch, Norberto würde mit "bad weather" einfach meinen, dass es ganz schön nass wird, erkannten wir nun, was er wirklich meinte: Nachdem wir mit 70 Sachen im offenen Schlauchboot von einem Wellenberg auf den anderen sprangen, dass wir schon dachten, die Bandscheiben fliegen uns weg, und nachdem die Salzwasser-Spritzer im Gesicht dermaßen brannten, dass wir dachten unsere Haut ätzt weg, fing es jetzt auch noch an zu regnen. Tausend kleine Tropfen, die mit 70 km/h in das vom Salzwasser schon gereizte Gesicht spritzen ist dann alles andere als angenehm...
Aber wir rissen uns zusammen und hielten durch, schließlich wollten wir es ja so!
Zuhause angekommen haben wir uns dann aber erstmal ordentlich das Gesicht eingecremt!
Von dieser ersten Ausfahrt habe ich übrigens keine Fotos - abgesehen davon, dass man vermutlich eh nichts erkennen würde, ich brauchte meine Hände auch zum festhalten ;)

Am nächsten Morgen war das Wetter besser, sodass uns Norberto anrief, um mit uns rauszufahren.
Übrigens ist das eine Sache, die ich so unglaublich an ihm schätze: Er macht eben nicht tausende Ausfahrten, mit denen er viel Geld verdient und ob man einen Wal sieht oder nicht ist halt Glückssache - er hat uns erst angerufen, wenn er bereits einen Wal gesichtet hat, sodass wir viel Zeit und Geld gespart haben!
Pottwal
An diesem Morgen sahen wir einen Blauwal. Mit Kalb! Norberto war selbst ganz aus dem Häuschen und erzählte uns aufgeregt, dass dies die seit 25 Jahren erste Blauwal-Kalb-Sichtung auf den Azoren war!
In den nächsten Tagen sichteten wir auf unseren Ausfahrten einen weiteren Blauwal, einen Finnwal, viiiiiele viele Pottwale, zwei Buckelwale und viele verschiedene Delfine.
Mit Norberto verstanden wir uns so gut, dass er uns zu sich und seiner Familie nach Hause zum Essen einlud. Seine Frau machte einen riesigen Topf unglaublich leckeren Fischeintopf (und das obwohl ich normalerweise überhaupt keinen Fisch esse), und den ganzen Abend wurde viel gelacht und gequatscht. Der Abschied fiel uns allen unglaublich schwer, aber wir hatten ja auf Pico bereits unser Hotel gebucht sowie einige Ausfahrten mit Espaco Talassa.

In der zweiten Woche fanden wir uns dann Morgens vor Espaco Talassa ein, bekamen einige Sicherheitshinweise und unternahmen dann unsere erste Ausfahrt von Pico aus. Leider fand ich es sehr touristisch, Ausfahrten wurden nur unternommen wenn alle Plätze auf dem Boot ausgebucht waren, dann ging es los und wenn nach zwei Stunden keine Wale gesichtet wurden, dann ist es halt so. Vielleicht waren wir auch einfach durch Norberto verwöhnt, aber uns fehlte irgendwie das persönliche an dem Ganzen. So ließen wir uns dann noch für zwei weitere Ausfahrten von Norberto vom Hafen in Madalena (Hauptstadt von Pico) abholen.

Die Erlebnisse in diesem Urlaub waren unglaublich. Unser erster Wal, am Tag darauf ein Blauwal mit Kalb und noch viele andere wunderschöne Begegnungen mit Walen - dass wir so viel sehen würden, haben wir nicht erwartet!
Und noch dazu haben wir eine tolle Freundschaft mit Norberto geschlossen!
Niemals hätten wir uns träumen lassen, dass der nächste Urlaub auf den Azoren das ganze noch um Längen übertreffen würde!!!
Aber darüber schreibe ich bald in einem neuen Post :)








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